Bücher, die mich geprägt haben

Seit der Grundschule waren Bücher meine ständigen Begleiter. Selbst als ich phasenweise wenig gelesen habe – meine Begeisterung für das geschriebene Wort ist nie verloren gegangen. Nur selten bin ich ohne ein Exemplar anzutreffen, eher vergesse ich meinen Haustürschlüssel. Auf dem Weg ins Erwachsenen werden, habe ich zu manchen Büchern den Bezug verloren. Mein jetziger Geschmack passt nicht mehr mit meinem damaligen überein. Andere hingegen haben einen festen Platz in meinem Herzen. Sie haben einen großen Einfluss auf mich ausgeübt und mich auf besonderer Art und Weise geprägt. Um diese Bücher soll es heute gehen.
(Kleine Anmerkung: die Harry Potter habe ich dabei außen vorgelassen)

Die Wilden Hühner

Die Wilden Hühner: Das sind Sprotte, Frieda, Wilma, Melanie und Trude. Die Superstars meiner Generation. In der Grundschulzeit wollte jedes Mädchen ein wildes Huhn sein (zumindest war dies in meiner Schule der Fall).  Banden sprangen aus dem Erdboden heraus und verliefen sich, so schnell sie gekommen sind, auch wieder. Was braucht man als wildes Huhn? Natürlich Hühner! Und die wollten meine Cousinen und ich meinem Opa andrehen. Zu unserem Leidwesen war er von der Idee nicht begeistert.

Ich war ein klein bisschen besessen von dieser Reihe über Freundschaft, Abenteuer und der ersten Liebe. Ich habe alle Bücher gelesen, bis auf den ersten alle Filme im Kino gesehen, besitze sämtliche Hörbücher, die ich bestimmt immer noch mitsprechen kann. So oft liefen sie bei mir. Besonders mochte ich Sprotte und Wilma. Sprotte und Fred waren für mich „das ultimative Traumpaar“, umso wütender war ich auf Fred in Die Wilden Hühner und das Leben. Wilma teilte meine Begeisterung fürs Theater, die im vierten Band Mercutio in Romeo und Julia verkörpert und sich passend zu ihrer Rolle an den Streichen der kleineren „Küken“ rächen möchte. Die Wilden Hühner haben meine Liebe zu Shakespeares Werken entwickelt. In der zweiten Verfilmung spielen sie statt Romeo und Julia, Ein Sommernachtstraum. Daneben bin ich dort das erste Mal auf eine homosexuelle Protagonistin gestoßen (was mir damals noch nicht bewusst war).

Ich kann mich noch gut an eine Situation mit meiner Mutter erinnern, als ich im Wohnzimmer das Hörbuch an hatte und gerade die Stelle in die Die Wilden Hühner und die Liebe kam, wo sich herausstellt, dass Wilma sich in ein Mädchen verliebt hat. Meine Mutter meinte dazu überrascht: „Das wird in einem Kinderbuch thematisiert?“ „Wieso denn nicht?“, war meine Reaktion darauf. Für mich war es völlig normal (was es ja auch ist), dass Wilma sich in ein Mädchen verliebt hat. Wilma ist und bleibt cool, was interessiert mich da auf wen sie steht? Über Melanies Reaktion darauf habe ich mich tierisch aufgeregt. Erst späte im Laufe meiner Schulzeit habe ich erfahren, dass nicht alle so denken.

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Die Vorstadtkrokodile 

Nach dem Wechsel der Lehrkraft in der siebten Klasse hatte ich eine Abneigung gegen dieses Fach entwickelt. Meine Noten wanderten von einer zwei auf eine vier hinunter, meine Analysen waren zu chaotisch und sprachlich zu schlecht geschrieben. Das änderte sich mit dem Buch Die Vorstadtkrokodile vom Autor Max von der Grün. Dieses Buch hat mir den Deutschunterricht wieder näher gebracht, denn gelesen habe ich wie gesagt schon immer gerne. Ich mochte die Geschichte über den querschnittsgelähmten Kurt sehr, der in die Bande der Krokodile möchte, die ihn aber erst aufgrund seines Handicaps nicht aufnehmen wollen und erst mit der Zeit ihre Vorurteile überwinden.
In der Arbeit mussten wir einen Brief an den Anführer Olaf schreiben und ihn davon überzeugen, dass er  Kurt entweder aufnimmt oder nicht. Für mich stand fest: Kurt soll nicht ausgeschlossen werden. Er gehört in die Bande! Weil ich absolut hinter meiner Meinung stand und ihm mit meinen Argumenten davon überzeugen wollte, funktionierte das Schreiben und ich bekam nach langem wieder eine gute Note.

Das fliegende Klassenzimmer

Ein weiteres Buch, das mich geprägt hat, ist Das fliegende Klassenzimmer von Erich Kästner. In meinem Beitrag „Bücher und Filme für die Weihnachtszeit“ bin ich schon ausführlich auf das Werk eingegangen. Es ist das erste Buch, dass ich von dem Autor gelesen habe und ist mir daher besonders in Erinnerung geblieben. In Kästners Werken ist zwar ein veraltetes Frauenbild zu kritisieren, andere Dinge hingegen wie Zivilcourage sind auch heute immer noch aktuell. Um den anderen zu beweisen, dass er mutig ist, springt Uli mit einem Regenschirm und bricht sich das Bein – Ist das Mut oder doch Dummheit?  Kästner vermittelt moralische Werte ohne dafür den Zeigefinger zu heben. Mein ehemaliger Deutschlehrer in der Oberstufe meinte einmal zu dem Buch: „Wer das Buch gelesen hat, möchte danach Lehrer werden.“ Bei ihm hat man auch gemerkt, dass er sich den Hauslehrer Dr. Bökh als Vorbild genommen hat. Dr. Bökh, besser bekannt als „Justus der Gerechte“ ist fair, hat Verständnis für seine Schüler und zeigt ihnen, das Zivilcourage wichtiger ist, als sich strikt an Regeln zu halten.

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Damit der Beitrag nicht wieder eine Überlänge hat, habe ihn in in zwei Teile aufgesplittet. Hier kommt ihr zum zweiten Teil.

Ich wünsche eine wunderschöne Weihnachtszeit! Und allen anderen ebenfalls ein paar wunderschöne Tage! 🙂

 

 

26 Gedanken zu “Bücher, die mich geprägt haben

  1. Hallo Nadine,

    ein toller Beitrag, ich freue mich schon auf den 2. Teil!
    Ich bin ehrlich, als „Die wilden Hühner“ und „Die Vorstadtkrokodile“ kamen, war ich schon aus dem Alter raus.
    Mich hat „Pippi Langstrumpf“ oft in ihre Villa Kunterbunt genommen. Außerdem liebte ich die Sachbücher von „Was ist was“. Ich wollte immer so viel wissen. Leider ist davon nicht sooo viel hängen geblieben, aber Spaß hat es trotzdem gemacht.

    Liebe Grüße & frohe Weihnachten
    Tina

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  4. Hach, da kommen Erinnerungen auf! »Die Vorstadtkrokodile« und die Bücher von Erich Kästner haben auch meine Kindheit geprägt 🙂
    Was ich früher auch total geliebt habe, waren die Gänsehaut Bücher! 🙂
    Alles Liebe,
    Janika
    #litnetzwerk

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  5. Schon lange bevor ich lesen konnte, haben mir meine Eltern jeden Abend vorgelesen. Das hat auch bedeutet, dass ich ziemlich schnell aus den „Kinderbüchern“ rausgewachsen bin und schon in der zweiten Klasse „Die Klippenlandchroniken“ gelesen habe. Das ist Dark Fantasy würde ich sagen, mit so netten Menschen wie Ratz Zehenschneider (einem Serienmörder, der seinen Opfern die Zehen abschneidet) … das hat mich ziemilch geprägt 😀
    Aber im Guten Sinne, würde ich sagen. Und die Fantasy hat mich so richtig gepackt 🙂

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    • Vorlesen ist eine schöne Sache! Ich kann mich ehrlich gesagt nicht mehr erinnern, ob mir meine Eltern vorgelesen haben oder nicht. Fantasy war auch bei mir das Genre, dass mich dann richtig zur Leseratte gemacht hatte (angesteckt durch Harry Potter)

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  6. Hallo Nadine,
    wenn man Harry Potter weg lässt, haben mich die Märchen der Gebrüder Grimm sehr geprägt. Meine Tante hat sie mir immer erzählt wenn ich bei ihr war und meine Mutter hat jeden Abend eine Geschichte gelesen und sie mir und ein paar anderen Kindern am nächsten Morgen an der Bushaltestelle erzählt.

    Liebe Grüße
    Lilly

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  7. Hallöchen,
    „Die wilden Hühner“ sind in meiner Kindheit irgendwie voll an mir vorbeigegangen. Was echt schade ist, wenn ich mir deine Schwärmerei für die Reihe so durchlese.
    „Die Vorstadtkrokodile“ fand ich dafür auch richtig, richtig gut! Das Buch hat mir so gut gefallen und ich glaube, dass ich dazu auch meine allererste Buchverfilmung geschaut habe.
    Toller Beitrag!
    Liebste Grüße, Kate
    #litnetzwerk

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  8. Ah, „Die wilden Hühner“, mir hat die Reihe damals auch total gut gefallen. Allerdings war ich dann beim vierten Band gefühlt schon etwas zu alt für die Reihe und da mich Pferde nie interessiert haben, habe ich dann den vierten und später den fünften Band nicht mehr gekauft. Über die Homosexualität von Wilma habe ich auch nie wirklich nachgedacht, aber eigentlich war das ja extrem fortschrittlich für Kinder- und Jugendbücher. Jedenfalls habe ich die früheren Bücher von Cornelia Funke, wie zum Beispiel „Drachenreiter“, generell gern gelesen.

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    • Der vierte war damals mein Lieblingsband, obwohl ich Pferdebücher nie mochte. Zur Kommunion habe ich einige davon bekommen, die ich nie angepackt habe.

      Ja das stimmt. Finde es auch gut, wenn es in Kinder- Jugendbücher thematisiert wird.

      Die Drachenreiter mochte ich auch. Als der zweite Teil letztes Jahr erschienen ist, habe ich nochmal Kindheitserinnerungen aufgefrischt 🙂

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  9. Hallöchen 🙂
    als ich gerade nur „Die WIlden Hühner“ gelesen habe, dachte ich schon JA! JA! JA! Mit den Vorstadtkrokodilen und dem fliegenden Klassenzimmer konnte ich nicht so viel anfangen, aber die Wilden Hühner habe ich geliebt. Meine Kusinen und ich hatten auch eine Bande und eine hat sich dann sogar Hühner zugelegt. Allerdings haben wir uns „Frische Luft tut gut“ genannt 😀 Und wir waren eher von den Fünf Freunden inspiriert. Kriminalfälle haben wir zwar nciht gelöst, aber Abenteuer haben wir trotzdem erlebt 😀
    Toller Beitrag!
    Liebe Grüße,
    Katja

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  10. Liebe Nadine,

    was für ein schöner Beitrag! Da fühle ich mich gleich in meine Kindheit zurück versetzt. Die Wilden Hühner war auch lange Zeit meine Lieblingsbuchreihe und ich hatte natürlich auch mit meinen Freundinnen eine Bande gegründet. Das hat damals einfach dazu gehört! Über Wilmas Sexualität habe ich nie nachgedacht… Aber das zeigt doch, dass man sich da als Kind einfach nichts bei denkt.

    Die Vorstadtkrokodile habe ich auch in der Schule lesen „müssen“. Eindeutig eines meiner liebsten Schullektüren. Wir waren damals sogar in einer Theatervorstellung, die mir sogar ganz gut gefallen hatte (alle anderen waren ein Desaster!).

    Liebe Grüße
    Sabrina

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    • Vielen Dank!

      Ja für Kinder ist das komplett irrelevant, daher regen mich immer Leute die meinen „sowas gehöre ja nicht in ein Kinderbuch!“ Doch!

      Von der Schule aus habe ich auch ganz fruchtbare Theaterstücke gesehen, das schlechteste war eine Ein-Mann-Show zu Wilhlelm Teil!

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  11. Liebe Nadine,
    die Wilden Hühner hab ich auch früher gelesen, auch wenn ich mich kaum an etwas erinnere. Ansonsten habe ich die Tintenherz-Trilogie geliebt! Ansonsten muss ich leider sagen, dass ich mich kaum noch an Bücher aus meiner Jugendzeit erinnere… :/
    Liebe Grüße
    Jennifer

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  12. Hallo,

    Ich habe auch mal so einen Beitrag geschrieben. Aber um ehrlich zu sein, deiner gefällt mir besser. Man spürt deine Begeisterung für die einzelnen Bücher. Ich habe in der Schule auch „Die Vorstadtkrokodile“ gelesen. So ganz gefallen hat es mir nicht, aber das liegt wohl daran, dass ich zu dieser Zeit schon so viel anderes gelesen habe.
    Das fliegende Klassenzimmer habe ich als Film gesehen & auch schon als Theaterinszenierung. Eine sehr schöne Geschichte!

    Ganz liebe Grüsse,

    Josia

    #Litnetzwerk

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  13. Guten Morgen!

    Ein wundervoller Beitrag!
    ‚Die wilden Hühner‘ habe ich mir damals in unserer Schulbibliothek ausgeliehen und soeben echt Lust bekommen, sie wieder zu lesen. Die Bücher sind sogar neu aufgelegt worden, habe ich mitbekommen. ‚Vorstadtkrokodile‘ haben wir auch im Deutschunterricht gelesen. ‚Das fliegende Klassenzimmer‘ kenne ich allerdings nur vom Hörensagen.
    Vielen Dank für diesen tollen Beitrag! ❤

    Liebste Grüße
    Wiebi

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